Gastbeitrag von Marius – 30.Mai

Hallo alle miteinander,

jetzt auch mal ein paar Worte vom Neuzugang an Bord. Klären wir doch erstmal die wichtigen Fragen; wer ich bin, was ich hier eigentlich mache und wie ich auf der Beluga gelandet bin.

Mein Name ist Marius Hönscheid, ich bin der Mittlere von drei Brüdern und komme aus einem kleinen Kaff hinter Köln, irgendwo im Busch, dessen Bevölkerung mehr Kühe als Einwohner zählt. Von meinen 28 Jahren auf diesem Planeten habe ich ungefähr 18 dort verbracht, ein richtiges Dorfkind also. Mit 16 zog es mich erstmals für ein Jahr aus dem Haus, ein Austausch nach Chicago. Nach dem Abi dann ein Jahr Friedensdienst auf den Philippinen und nach dem Umweltingenieursstudium in Bingen am Rhein knapp 2 Jahre Projektmanagement in Afrika, Togo um genau zu sein. Zuletzt war ich 6 Monate in Panama unterwegs, hatte genug von Büros, einem 8 Stunden Tag und dem geregelten normalen Leben.

Lebensphilosophisch lebe ich unter der Annahme, dass ich nur dieses eine Leben habe. Meine begrenzte Zeit möchte ich also so viel es geht mit Dingen füllen die mir Freude bereiten. Legt man erst mal die finanzielle Existenzangst ab, und macht sich auch sonst nur halb so viel Sorgen wie eigentlich für nötig empfunden, klappt das auch ganz gut. Andere Kulturen haben mich gelehrt, dass unsere westlich propagierte Sicht der Dinge eine eher verzerrte Wahrheit darstellt, mit fraglichen Werten, Moralvorstellungen und Zielen.

Die letzten 6 Monate in Panama habe ich daher mit wirklich relevanten Dingen verbracht, Angeln, Speerfischen, Segeln, am Strand liegen mit einem kühlen Bier in der Hand, auf der Suche nach Langusten durch wunderschöne Riffe tauchen und den Fang gemeinsam mit Freunden zubereiten, Lagerfeuer an Stränden machen und einfach mal einen Gang runter schalten.

Als sich die Regenzeit ankündigte und auch die Zahlen auf meinem Konto immer kleiner wurden beschloss ich, dass es an der Zeit war einen neuen Kurs einzuschlagen, weg aus Panama um zum Beispiel in Neuseeland arbeiten zu gehen.

Als leidenschaftlicher Handwerker arbeitete ich gelegentlich in der Marina an Booten und schweißte auch mal eine Metallverkleidung für irgendeinen Daniel von irgend so nem deutschen Katamaran der vor uns geankert hatte, Beluga glaube ich. Auch um die Bekanntschaft mit dem kleinen Fritz kam man nicht drum herum, der durch seine Dingyfahrten „Kind alleine unterwegs“ bald in der ganzen Bucht bekannt war. Mit Carola war er dann auch mal bei mir an Bord und bekam einen Angelköder meines Vertrauens und ein Stück Snapper, den ich am Vortag geschossen hatte. So kamen die Belugas also in mein Leben.

Daniel suchte – wie viele Boote zu dieser Zeit – Leinenhändler, die für die Kanaldurchfahrt nötig waren, und ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust, da ich mit der Suche nach Booten für meine Pazifiküberquerung beschäftigt war.  Mit zwei weiteren Freunden aus unserer Bucht half ich dann doch der Beluga bei ihrer Kanaldurchfahrt und es war ein sehr positives Ereignis. Carola und Daniel boten mir an, mit ihnen zu segeln. Von den drei Booten, die mich über den Pazifik mitnehmen wollten, entschied ich mich aus dem Bauch heraus gleich einen Tag später für die Beluga. Drei Tage später ging ich an Bord vor Panama City und dann ging es nach 2 Nächten auch gleich schon los Richtung Galapagos.

Mittlerweile sind fast 7 Wochen vergangen und wir haben viel zusammen erlebt. Längst ist die Beluga mein zu Hause geworden und da Daniel, Carola und Fritz mich wie ein Familienmitglied aufgenommen haben, war das auch nicht schwer. Wir sind ein Team, Fritz weiß dass er mich nach der Nachtwache vor dem ersten Liter Kaffee nicht ansprechen muss, und ich habe gelernt, dass Daniel seinen Kaffee mit Zucker trinkt, es sei denn es gibt etwas Süßes dazu, dann wird er ungesüßt getrunken. Ihr werdet euch jetzt fragen, wie das gehen soll, zu viert die ganze Zeit auf engem Raum zusammen zu leben, aber durch Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Kompromissbereitschaft und offene Kommunikation, schaffen wir es respektvoll miteinander zu leben, sodass es alles Spaß macht. Ich freue mich sehr auf die noch kommende Zeit und bin gespannt, wohin der Wind uns noch trägt. Ihr hört bestimmt noch öfters von mir.

Viele Grüße

Euer Marius

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