Erste Tage auf See

3. Tag
Nach 3 Tagen haben sich alle eingewöhnt und Petra geht es so gut, 
dass sie Wache gehen kann. Sie war ganz aufgeregt. Von 20 Uhr bis 8 
Uhr in der Früh übernimmt jeder 3 Stunden lang diesen Dienst, damit 
die anderen beruhigt schlafen können. Jeder kann also 6 Stunden am 
Stück schlafen – wenn er es denn kann  - was wegen der unglaublichen 
Geräuschkulisse manchmal nicht so ganz einfach ist. Die Wellen kommen 
von hinten, heben das Schiff an und schieben sich darunter hindurch. 
Es glucks, glukkert, blubbert, rauscht und sprudelt in einem fort. 
Wir flitzen schaukelnd dahin.Surfen in Schräglage könnte man es auch 
nennen. Nicht wirklich schnell, aber es fühlt sich flott an. In 
regelmäßigen Abständen klatschen Wellen von unten gegen den Fußboden 
des Deckshauses,„krawumm“ donnert es gewaltig. Wir nennen es potthole 
(Schlagloch) in Erinnerung an unsere erste Atlantiküberquerung 2011 
mit den englisch- sprachigen „Sans Sousi“ Eignern. Manchmal wache ich 
(Carola) von einem solchen potthole auf, fühle mich aber insgesamt 
sehr „getragen“ auf dem großen Ozean in unserem starken Schiff. Ich 
bin sehr glücklich darüber, dass wir nach so langwierigen 
Startschwierigkeiten nun endlich die erste große Etappe segeln. 
Auch Fritz möchte „on watch“ dabei sein und hat sich fest vorgenommen 
gegen Morgen der 4.Nacht (also heute Nacht) Thomas zu unterstützen. 
Bedingung: in voller Montur inklusive Sicherheitsweste.
Heute Morgen hat Fritz beschlossen karibische Verhältnisse einzuführen: 
nackter Oberkörper und Shorts, was er vehement verteidigte und erst 
durch Konsequenzen (keine Kekse zur teatime) von einem Oberhemd zu 
überzeugen war. Wir sitzen noch mit Fleecepullover und langen Hosen 
da, denn es weht ein frischer Wind, aber Fritz ist es warm. Er hangelt 
und rennt herum oder turnt zu seiner Lieblings CD „mit 80 Tönen um die 
Welt“ inklusive eigener lautstarker Gesangseinlagen in seiner Kabine 
herum. Den Vormittag verbrachten wir mit diversen Arbeiten. Der Haken 
an der BB Angel war weg und die Lola hatte Bisslöcher. Wer da wohl 
dran war? Thomas und Fritz kümmerten sich um neue Köder und das 
Ausbringen der Angelschnüre, welche wir hinter der Beluga her ziehen. 
Bisher nichts gefangen und wir hoffen weiter auf Petri Heil. Daniel 
ließ die Motoren laufen, damit sie auch in Zukunft zuverlässig 
anspringen.  Ich selbst habe die Nähmaschine ausgepackt um eine 
kleine Flagge und Hemdchen in Signalfarbe für unsere neue 
Rettungsbojenstange zu nähen. Allerdings ist die Flagge gelb, was zu 
Verwechslungen mit der Quarantäneflagge führen könnte. Aber wir 
hatten nichts anderes als dieses Recycling Produkt aus einer used 
flag, welche wir von Adrian im Puerto Tazacorte geschenkt bekommen 
hatten. Hauptsache unsere MOB Ausstattung, bestehend aus 
Rettungskragen, Schwimmleine, Licht und Bojenstange mit 
AIS-Signalgeber, ist jetzt einsatzbereit am BB Heck installiert. 
Da hat sich Daniel mal wieder etwas einfallen lassen aus Karbon 
Angel vom Chinesenmark mit unten Bleigewichten dran und 3-Liter 
Olivenölflasche mit Bauschaumfüllug als Auftriebskörper. Echte 
Ingenieurslseistung  und daran hängt auch dieses 12cm, 2 Finger 
breite kleine teure AIS Gadget! Sollte nun tatsächlich einmal der 
üble Fall eintreten, dass jemand über Bord fällt, dann wird dies 
alles ihm/ihr hinterher geworfen, damit man sich 1.)im Wasser daran 
fest halten kann und 2.) per GPS Signal auf dem Bildschirm an Bord 
die Position zu sehen ist. Hoffentlich werden wir es nie brauchen!
Zu Mittag gab es dann lecker Reis mit Curryhuhn und Tomatensalat. 
Die warme Dusche funktioniert und Wassermacher und Brotbackautomat 
haben ihren Dienst zu allseitiger Zufriedenheit verrichtet. Als 
krönenden Tagesabschluß haber wir uns zum Sonnenuntergang erstmalig 
auf dem Vorschiff gemütlich versammelt.

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